Tauben im Herzogenried sind allgegenwärtig. Unser Stadtteil bietet den Tieren viele Nistmöglichkeiten, von Dächern über Fenstersimse bis hin zu Balkonen. Im Vergleich zu Wildtauben, die in Bäumen nisten, bevorzugt die Stadttaube glatte, steinige und felsige Untergründe für ihren Nestbau. Entsprechend fühlen sich die Vögel bei uns wohl, obwohl die Futterlage für sie bescheiden ist. Statt von Körnern und Samen, wie in der Natur üblich, ernähren sie sich meist von Lebensmittelresten und Abfällen, was zu einer deutlich verkürzten Lebensdauer von nur zwei bis drei Jahren führt. Unter idealen Bedingungen wäre eine Lebenserwartung von bis zu 20 Jahren möglich. Für die Stadttaube ist das Leben im urbanen Raum aufgrund von Nahrungsmangel ein Leben im Elend. Dennoch vermehren sich die Tauben in unseren Städten rasant. Dies liegt daran, dass es sich bei unseren Stadttauben um ausgewilderte Zuchttauben handelt, die genetisch dazu gezwungen sind, sechs- bis achtmal im Jahr Eier zu legen. Das Problem ist demzufolge Menschengemacht. Resultat ist eine große Taubenpopulation in Mannheim, die viele Folgen, besonders im Bereich der Verdreckung, nach sich zieht.
Was können wir als Bewohner*innen der Stadt gegen das Problem tun?
Die Vertreibung der Tiere z. B. von Balkonen, die sogenannte Vergrämung, ist langfristig leider nicht die Lösung. Die vertriebenen Tiere suchen sich meist in direkter Nachbarschaft einen neuen Nistplatz. Das Problem wird somit ausschließlich verlagert, nicht gelöst. Expertinnen sind sich einig, dass der sogenannte Eiertausch hingegen eine tierfreundliche Methode ist, um die Taubenpopulation deutlich zu reduzieren (in Augsburg und Rottweil bereits praktiziert).
In den Niststellen werden die jungen Eier der Tauben durch Attrappen aus Plastik ersetzt. Hierdurch reduziert sich die Nachkommenschaft und damit dauerhaft auch der Bestand der Tiere. Dies kann am einfachsten direkt in den vorhandenen Niststellen passieren, z. B. bei Ihnen auf dem Balkon oder Dach, bzw. an anderen gut zugänglichen Orten. Sollten Sie die Eier nicht selbst tauschen können oder wollen, können Nester auch an den Stadttaubenverein Rhein-Neckar gemeldet werden, die den Tausch dann für sie durchführen. Die Gefahr einer Krankheitsübertragung nach dem Eiertausch ist ganz einfach durch Händewaschen und Desinfizieren nach getaner Arbeit zu verhindern, der Tausch kann somit von jedem unbedenklich bewerkstelligt werden.
Ein weiterer Schritt ist das Errichten von Taubenschlägen in der Stadt. Diese konzentrieren die vorhandene Population kleinräumig. Die Tauben sind in der Umgebung dadurch deutlich weniger präsent, denn die Tiere verbringen, mit genügend Futter und Wasser, fast 80 % ihrer Lebenszeit in den Schlägen selbst. Auch hier können die Eier sehr effizient gegen Attrappen getauscht werden. Nach unseren Informationen plant die Stadt in der Zukunft mehrere solche Taubenschläge. Aktuell gibt es nur zwei Stück, die sich in Betrieb befinden. Für eine ideale Umsetzung wären für Mannheim, Expert*innen zufolge, bis zu zwanzig Stück nötig.
Im Herzogenried fand am 14.11.2023 ein erster Abend zum Thema in der Stadtteilbibliothek mit Frau Neisen vom Stadttaubenprojekt Rhein-Neckar e. V. statt. Bewohnerinnen hatten die Gelegenheit, sich über die Thematik zu informieren und konnten vor Ort bereits kostenlose Ei-Attrappen mitnehmen.
Die Lösung des Problems besteht also aus zwei Bausteinen: dem Eiertausch in den Niststellen sowie dem Errichten von Taubenschlägen. Mit dem erstgenannten Schritt haben wir bereits begonnen und appellieren nochmals an die Bewohnerschaft, hier im Rahmen ihrer Möglichkeiten selbst aktiv zu werden. Ei-Attrappen für den Tausch erhalten Sie kostenlos im Quartiermanagement Herzogenried. Sie erhalten dort auch zusätzliche Informationen zum genauen Vorgehen und zur gesamten Thematik. Weitere Informationen sowie die Möglichkeit, Niststellen zu melden, finden Sie außerdem beim Stadttaubenprojekt Rhein-Neckar e. V. unter:
https://xn--graumnnchen-p8a.org oder per E-Mail über info@stadttaubenprojekt-rhein-neckar.org
Text: Steffen Gassenferth (Quartiermanager)