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    Herzogenried super!

    Inklusion an Schulen


    Ein Schüler versucht seinen Namen in großen Buchstaben auf ein Blatt zu malen. Die Nachbarin daneben schreibt ihre erste längere Geschichte. Am Nebentisch sitzt ein Junge und strahlt, weil er einen kleinen Satz lesen kann.

    Wir befinden uns in der 2. Klasse der Käthe-Kollwitz Grundschule und die großen Sommerferien sind gerade vorbei. Mit viel Hallo und strahlenden Gesichtern treffen sich Schülerinnen und Lehrerinnen wieder. Es geht wieder los mit dem gemeinsamen Unterricht.
    In dieser Klasse, wie auch an einigen anderen Schulen in Mannheim, lernen Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam. In der Fachsprache heißt das „Inklusion“.
    Auf Elternwunsch dies anzubieten ist seit Inkrafttreten der UN-Behindertenkonvention 2009 auch in Deutschland verpflichtend.

    Hier in der 2. Klasse wird es nun umgesetzt. 22 Kinder, davon 7 mit besonderem Förderbedarfen in den Bereichen Lernen und Sprache körperlicher und geistiger Entwicklung besuchen gemeinsam den Unterricht.
    Immer zwei Lehrerinnen sind im Unterricht dabei. Für einen Jungen mit Down-Syndrom gibt es zusätzlich eine Schulbegleitung. Die Klassenlehrerin ist in allen Stunden anwesend, während sich die Fachlehrerin der Eugen-Neter-Schule und die Sonderpädagogin der Wilhelm-Busch-Schule im Unterricht abwechseln.

    Beim Start der Klasse im Schuljahr 2011/12 gab es noch viele Bedenken von allen Seiten. „Lernt mein Kind genug?“, fragten einige Eltern. „Kann ich meinen Lernstoff genauso schnell und gut im Schuljahr vermitteln wie sonst auch?“, fragte sich die Grundschullehrerin. „Kann ich die Schüler genauso gut fördern wie an der Sonderschule?“, waren die Gedanken der Fach- und Sonderpädagoginnen.

    Der unkomplizierte Umgang der Kinder mit der neuen Situation zeigte den Erwachsenen, dass sie davon lernen konnten. Vom Tag der Einschulung an war es für die Schüler selbstverständlich gemeinsam zu lernen. Für sie war es normal immer zwei Lehrerinnen und eine Begleitung in jeder Unterrichtsstunde dabei zu haben. Es war selbstverständlich, dass jeder Schüler im eigenen Lerntempo und nach seiner persönlichen Begabung lernen kann. Auch waren sie stolz darauf, wenn sie ihren Klassenkameradinnen etwas erklären durften, und sie fühlten sich dabei ein bisschen wie ein Lehrer. Nebenher konnten sie sich den Lernstoff dadurch viel besser merken. Die Klasse wurde ein starkes Team. Da alle Schülerinnen wohnortnah zur Schule gingen, konnten Freundschaften entstehen, die sonst nicht so einfach möglich gewesen wären.

    Eine Mutter der Klasse äußerte sich auf die Frage, wie sie den gemeinsamen Unterricht der Kinder empfinde:
    „Mein Sohn (7 Jahre) besucht die Klasse. Meine persönliche Meinung ist, dass generell alle zu einem gesellschaftlichen Miteinander und zur Integration oder Inklusion zusammen geführt werden müssen. Es sollte so selbstverständlich sein, dass es gar nicht mehr nötig ist, darüber viele Worte zu verlieren. Was in der Klasse an Sozialkompetenz vermittelt wird, kann man nicht messen. Davon profitiert die ganze Klasse. Ich bin froh, dass mein Sohn ein Teil von diesem Projekt sein darf.“

    Aufmerksame Herzog*in Leserinnen werden bestimmt den Bericht erkannt haben, der vor ca. 12 Jahren fast so damals im Herzog abgedruckt wurde.
    Damals hatten meine damaligen Kolleginnen und ich diesen Bericht verfasst.
    Ich hoffe Frau Kabitzke und Frau Schmidt haben Verständnis für das Wiederaufleben des alten Artikels.

    Inzwischen ist die Inklusion an den Schulen „erwachsen“ geworden. In fast allen Mannheimer Schulen wird die inklusive Beschulung umgesetzt und gelebt. Wichtige Gesetze wurden erlassen und Strukturen angelegt. Die Sonderpädagoginnen sind inzwischen Bestandteil des Kollegiums und viele Multiprofessionelle Teams bereichern die Schulen Mannheims.
    Allerdings konnte leider die Hoffnung, in allen Inklusionsklassen das Zwei-Lehrerinnen-Prinzip (Klassenlehrerinnen und Sonderpädagoginnen) in allen Unterrichtsstunden gemeinsam noch nicht umgesetzt werden.
    Eltern, Schülerinnen, Lehrerinnen und alle im Schulbetrieb mitwirkenden Menschen, wünschen sich eine personelle, räumliche und finanzielle Ausstattung, die unseren Kindern die bestmögliche Bildung bietet und das gemeinsame Lernen ermöglicht. Es wäre sicher nicht nur eine große Bereicherung für unsere Gesellschaft. Auch wäre es einem reichen Land wie Deutschland sicher würdig.




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